Wichtige und aktuelle Fachpublikationen

Sie finden hier Nachweise wichtiger Fachpublikationen über Gesichtserkennung und Prosopagnosie. Die Texte dürfen wir hier nicht veröffentlichen, sie unterliegen dem exklusiven Verwertungsrecht der jeweiligen Verlage. Einige Zeitschriften haben ihren Autoren aber inzwischen das Recht eingeräumt, den vollständigen Wortlaut ihrer Publikation auf ihrer Homepage zu veröffentlichen. Über Google Scholar haben Sie also gute Chancen, aktuelle Publikationen direkt im Internet zu bekommen.

Diese Liste ist lediglich eine Anregung für den Einstieg in das Thema, keinesfalls eine vollständige Bibliographie!

Einteilung der Liste:

Klassische Publikationen

Bodamer Joachim (1947). Die Prosop-Agnosie.

In dieser Arbeit prägte der Autor den Begriff der Prosopagnosie als medizinischen Ausdruck für eine selektive Störung der Gesichtserkennung. Bodamer beschreibt sehr ausführlich zwei Fälle von erworbener Prosopagnosie nach schweren, kriegsbedingten Schädelhirntraumata.

Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten 179:6-53.

McConachie HR. (1976). Developmental prosopagnosia. A single case report.

Erste wissenschaftliche Beschreibung einer angeborenen Prosopagnosie.

Cortex 12:76-82.

Bruce V, Young A. (1986). Understanding face recognition.

Klassisches Modell der Gesichtskennung ohne Bezug zu anatomischen Strukturen.

British Journal of Psychology 77:305-27.

Gesichtserkennung, aktuelle Arbeiten

Kanwisher N, McDermott J, Chun MM. (1997). The fusiform face area: a module in human extrastriate cortex specialized for face perception.

Erste Beschreibung eines Bereichs auf dem Gyrus Fusiformis, der selektiv bei der Betrachtung von Gesichtern aktiv wird.

Journal of Neuroscience 17:4302-11.

Halgren E, Dale AM, Sereno MI, Tootell RB, Marinkovic K, Rosen BR. (1999). Location of human face-selective cortex with respect to retinotopic areas.

Bereiche im Hinterhaupts- und Schläfenlappen mit besonders starker Reaktion auf Gesichter.

Human Brain Mapping 7:29-37.

Haxby JV, Hoffman EA, Gobbini MI. (2002). Human neural systems for face recognition and social communication.

Die Autoren entwickeln eine Theorie, wie verschiedene Bereiche des Gehirns bei der visuellen Wahrnehmung von Gesichtern zusammenarbeiten. Sie unterscheiden dabei zwischen einem Kernsystem und einem erweiterten System. Sehr interessante Arbeit.

Biological Psychiatry 51:59-67.

Ishai A, Schmidt CF, Boesiger P. (2005). Face perception is mediated by a distributed cortical network.

Eine fMRI-Untersuchung zur Beteiligung verschiedener Gehirnregionen bei der Gesichtserkennung. Dabei geht es nicht so sehr um die Identifizierung einzelner Regionen, sondern um das Zusammenspiel eines ganzen Netzwerks.

Brain Research Bulletin. 67:87-93.

Erworbene Prosopagnosie

McNeil JE, Warrington EK. (1993). Prosopagnosia: a face-specific disorder.

Häufig erwähnte Fallstudie über einen Mann, der nach mehreren Schlaganfällen unter einer Prosopagnosie litt. Er gab seine Arbeit auf und begann Schafe zu züchten. Er hatte Jahre später noch immer Schwierigkeiten, sich menschliche Gesichter zu merken, konnte seine Schafe aber problemlos auseinanderhalten.

The Quarterly journal of experimental psychology A 46:1-10.

Spillmann L, Laskowski W, Lange KW, Kasper E, Schmidt DD. (2000). Stroke-blind for colors, faces and locations: Partial recovery after three years.

Einzelfallbeschreibung mit einem ausführlichen Bericht des Patienten über seine Ausfallerscheinungen (Farbenblindheit, Gesichtsblindheit, Orientierungsverlust im Raum) und über die teilweise Rückkehr der verlorenen Wahrnehmungsqualitäten.

Restorative neurology and neuroscience 17:89-103.

Bouvier SE, Engel SA. (2006). Behavioral deficits and cortical damage loci in cerebral achromatopsia.

Umfangreiche Metaarbeit über die Orte der Gewebsuntergänge bei zentraler Farbenblindheit (Achromatopsie) und Prosopagnosie.

Cerebral Cortex. 16:183-91.

Angeborene Prosopagnosie

Bentin S, Deouell LY, Soroker N. (1999). Selective visual streaming in face recognition: evidence from developmental prosopagnosia.

Einzelfallbeschreibung einer angeborenen Prosopagnosie

Neuroreport 10:823-7.

Behrmann M, Avidan G. (2005). Congenital prosopagnosia: face-blind from birth.

Übersichtsarbeit zum Stand der Erkenntnis im Jahre 2005.

Trends in Cognitive Science. 9:180-7.

Duchaine B, Nakayama K. (2005). Dissociations of face and object recognition in developmental prosopagnosia.

Untersuchung an sieben 7 Probanden mit angeborener Prosopagnosie. Die Autoren fanden heraus, dass Gesichts- und Objekterkennung unterschiedlich stark reduziert sind, die Prosopagnosie also gesichtsspezifisch ist.

Journal of Cognitive Neuroscience 17:249-61.

Grüter T, Grüter M. (2007). Prosopagnosia in biographies and autobiographies.

Noch bevor die angeborene Prosopagnosie wissenschaftlich beschrieben war, wurden die Symptome in Biographien bemerkenswert genau geschildert.

Perception 36(2):299-301.

Grüter T, Grüter M, Carbon C. (2008). Neural and genetic foundations of face recognition and prosopagnosia.

Übersichtsarbeit zu den Grundlagen der normalen Gesichtserkennung und der Prosopagnosie mit einem Vergleich zwischen der angeborenen und der erworbenen Form, sowie den obligatorischen Symptomen der angeborenen Form.

Journal of Neuropsychology 2:79-97. Über uns zu beziehen.

von Kriegstein K, Dogan Ö, Grüter M, Giraud AL, Kell CA, Grüter T, Kleinschmidt A, Kiebel SJ. (2008).
Simulation of talking faces in the human brain improves auditory speech recognition.

Die erste fMRI-Arbeit mit mehr als 10 Probanden mit Prosopagnosie. Die Fragestellung ist nicht direkt auf die Erforschung der Prosopagnosie gerichtet, aber die Arbeit kann die Gesichtserkennungsschwäche in der Funktionsuntersuchung gut nachweisen.

Proceedings of the National Academy of Science 105(18):6747-6752 Download.

Erblichkeit der angeborenen Prosopagnosie und Prävalenz

De Haan EH. (1999). A familial factor in the development of face recognition deficits.

Erste Beschreibung einer Familie mit drei Fällen von Prosopagnosie.

Journal of Clinical and Experimental Neuropsychology 21:312-5.

Grueter, M. (2004). Genetik der kongenitalen Prosopagnosie.

Erste ausführliche Untersuchung zum Erbgang der angeborenen Prosopagnosie. Dissertation. Im Volltext zugänglich über den Bibliotheksserver der Uni Münster.

Kennerknecht I, Grueter T, Welling B, Wentzek S, Horst J, Edwards S, Grueter M. (2006). First report of prevalence of non-syndromic hereditary prosopagnosia (HPA).

Erste Arbeit über die Prävalenz der angeborenen Prosopagnosie. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Prävalenz in der untersuchten Bevölkerungsgruppe etwa 2,5% beträgt.

American Journal of Medical Genetics Part A 140:1617-1622.